Montag, 11. Mai 2009

Zurück in Deutschland...

Seit dem letzten Eintrag ist soviel passiert, dass mir fast schwindelig wird, wenn ich darüber nachdenke. Und jetzt bin ich wieder in Deutschland - nach 7 1/2 Monaten.

Nochmal als Zusammenfassung: Die letzten Monate habe ich im Camphill Blair Drummond in Schottland mein FSJ gemacht. Vor allem für zukünftige Co-Worker wäre es interessant, sich die anderen Beiträge mal durchzulesen, da man einen guten Eindruck vom Leben im Camphill bekommt.

Ich bin früher nach Hause gegangen als es ursprünglich geplant war. Für diese Entscheidung gab es viele viele Gründe. Ich wäre wirklich gerne noch länger geblieben, aber es wurde für mich irgendwann sehr klar, dass die Erfahrung Schottland abgeschlossen ist.

Ich will jetzt nicht nochmal alles genau erläutern. Vor allem für die letzten Monate seit dem letzten Eintrag finde ich auch gar nicht die richtigen Worte.

Die Arbeit war lang und manchmal auch anstrengend, aber sie war gut und man konnte wirklich sehen, dass sie etwas bewirkte. Den residents geht es in dieser Einrichtung einfach richtig gut. Mit der Trostlosigkeit einer deutschen Behinderteneinrichtung hat das überhaupt nichts zu tun. Die meisten Behinderten haben hier wirklich die Chance, ein respektvolles und glückliches Leben zu führen, davon bin ich überzeugt.


Als ich mein FSJ antrat, erwartete ich ein Jahr sozialer Isolation und Langeweile (ich versuchte wirklich mich mental auf soetwas vorzubereiten). Doch ich erfuhr das komplette Gegenteil. Die Gemeinschaft der Co-Worker, die Parties, die Tatsache, dass man nie wirklich allein war, die Beziehungen zu einzelnen wichtigen Leuten aus dem Camphill, die auch über diesen Zeitabschnitt hinausgehen werden... all dies war eine unglaubliche Erfahrung, die ich wirklich nicht erwartet hätte.

Falls Ihr gerade darüber nachdenkt, ob Ihr ein Auslandsjahr antreten solltet, dann kann ich Euch nur sagen: MACHT ES!
Im Nachhinein lässt sich soetwas immer leicht sagen und bevor ich nach Schottland kam habe ich diejenigen immer belächelt, die von den ach so großen, lebenswichtigen und ihre Persönlichkeit prägenden Erfahrungen eines Auslandsjahres sprachen... doch vielleicht ist es wahr. Und mal im Ernst: Bevor Ihr Euren Zivi in einer Einrichtung in Deutschland macht, nutzt doch lieber die Gelegenheit!


Es ist soviel passiert... ich kann es kaum glauben.
Es war eine aufregende Zeit und ich werde sie nie vergessen...



Euer Joschka

Donnerstag, 15. Januar 2009

Bald 4 Monate!

Ja, ok... dieser Beitrag hat etwas auf sich warten lassen, aber nun ist er da.


Der letzte Monat setzte sich aus zwei unglaublich erholsamen und zwei sehr stressigen und kraftraubenden Wochen zusammen. Über Weihnachten und Neujahr hatten wir eine zweiwöchige workshop break - es gab also keine workshops (Arbeitsbeginn um halb 10) und sowieso waren die meisten residents zu Hause. Es gab kaum Arbeit und wir hatten sehr viel Freizeit und zusätzliche freie Tage. Die entspannteste Zeit des ganzen letzten Jahres, würde ich mal behaupten.
Doch als man sich dann an dies gewöhnt hatte, war die workshop break auch schon wieder zu Ende und der Arbeitsbeginn um 7 Uhr schlug 10mal so heftig ein. Dazu kamen andere Dinge, die das Leben hier nicht unbedingt einfacher machten und schon war die Entspanntheit der workshop break wieder verflogen. ( ;

Aber nun nimmt alles wieder seinen gewohnten Lauf...


Seit meinem letzten Beitrag war ich für eineinhalb Wochen in Deutschland, was wirklich super war. Außerdem hatte ich Besuch von meinem Vater, was ebenfalls toll war - doch da lasse ich jetzt einfach mal ein paar Bilder sprechen:






Wo wir gerade von Besuch reden. Mein Kumpel David hat gerade für 2 Euro (inkl. Steuern etc.) Hin- und Rückflug nach Edinburgh gebucht und wird mich Ende des Monats für eine Woche besuchen! ( ;


Achja, Weihnachten war ja auch noch... davon habe ich dieses Jahr nicht soviel mitgekriegt. Erstens hatte ich bereits ein vorgezogenes Weihnachtsfest mit meiner Familie in Deutschland und zweitens habe ich hier am 1. Weihnachtsfeiertag nur gepennt und bin nur für den Truthahnbraten mal kurz aufgestanden - sehr komisch, so ein Weihnachtsfest so weit weg von zu Hause.

Sylvester (in Schottland wirds Hogmanay genannt) war dagegen sehr viel lustiger. Auch hier sagt ein Bild mehr als tausend Worte...

Das ist ein Teil unserer Coworker-Mannschaft in Stirling (das Camphill hat ein Taxi spendiert)... die vielen Sonnenbrillen sind übrigens kein Zufall. ^^

Mehr fällt mir jetzt gerade nicht ein - die Arbeit im Camphill erscheint mir in den letzten Wochen eher nebensächlich, demzurfolge gibts darüber gerade auch nicht viel zu sagen... Beim nächsten Mal dann...

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Urlaub...

Joschka ist gerade sehr fröhlich, denn er genießt seinen wohlverdienten Urlaub (9 Tage) in Deutschland. Bald kommt mal wieder ein richtiger Eintrag...

Dienstag, 4. November 2008

Ausflüge und sowas...


Mehr Bilder, weniger Worte.

Letztes Wochenende bin ich mit meinem House nach St. Andrews gefahren. Ganz nettes Touristen-Städtchen.

Das Wetter war gut (bis jetzt ist es hier übrigens meistens gut gewesen, mal so nebenbei). Es war cool, mal das ja gar nicht soo weit entfernte Meer zu sehen.
Am Donnerstag davor waren wir in Edinburgh.
Mitm Zug natürlich...

Irgendwie war es aber nicht so unser Tag. Wir mussten das deutsche Konsulat finden um Orfis neuen Pass zu beantragen (die Sache mit dem geklauten Portemonnaie). Irgendwie war das sehr anstrengend und wir kamen total fertig zuhause an.
Eine schöne Stadt ist es aber... bald fahren wir nochmal in aller Ruhe hin. ( ;

Ansonsten nichts Neues. Ich muss zum Friseur. Und ich spiele mit dem Gedanken, Klavier zu lernen. Wir haben ein Klavier im House stehen und man sitzt jeden Tag sehr oft und lang rum ohne etwas Vernünftiges zu tun zu haben. Diese Zeit will ich vernünftig nutzen.

Samstag, 1. November 2008

Farben...


Die Farben innerhalb und außerhalb unseres Zimmers haben sich in der letzten Zeit sehr stark verändert. Draußen ist absolut der Herbst ausgebrochen und die Farben der Blätter sind wirklich stark. Innen mussten wir dann selbst etwas nachhelfen.

So sieht unser Zimmer jetzt aus. Ziemlich stylish und gemütlich, oder? Da wir noch recht viel von dieser pink-rot-lila-Farbe haben (sieht auf dem Foto eher aus wie dunkelrot), werden wir vielleicht noch etwas mehr streichen, mal schauen. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden und stolz auf unsere Arbeit! ( ;

Achja, die Farben außerhalb unseres Zimmers... das Wetter ist hier nach wie vor relativ oft sehr gut und an geht hier recht oft spazieren. Irgendwie sind die Farben von Schottland außergewöhnlich und sehr vielfältig, hatte schon immer das Gefühl.

Gestern war hier eine große Halloween-Party. Die residents lieben es sehr, sich zu verkleiden und erschreckt zu werden. Abends ging es dann für die Coworker it reichlich Bier weiter. Heute sind wir dann mit unserem House nach St. Andrews ans Meer gefahren, das Wetter war wieder gut, aber saukalt.
So gemütlich ist unser Coworker-Raum... ( ;
Was das Bild verschweigt: Auch hier ist es kalt.
Bald kommt der Winter und man hört hier schlimme Geschichten darüber. Im Januar und Februar werden wir angeblich alle zwischenzeitlich in eine phlegmatische und depressive Phase verfallen, weil...
1. wir als Coworker viel zu viel arbeiten und wenig Freizeit haben
2. wir die wenige Freizeit trotzdem ausnutzen wollen und deswegen unter Schlafentzug leiden
und vor allem 3. es um halb 5 schon dunkel ist und wir zu wenig Sonnenlicht kriegen.
Die Kombination dieser drei Tatsachen würde uns für zwei Monate richtig fertigmachen, so sagt man uns.
Doch dann kommt der Frühling und jeder erwacht wieder. Und der schottische Frühling sei hier der schönste überhaupt und ein absoluter Kontrast zu den Monaten davor.

Achja, und es gibt hier wohl tatsächlich Geister... also wirklich. Jeder, der hier schon länger ist, kann einem vollkommen ernsthaft versichern, dass hier unheimliche und unerklärliche Dinge geschehen. Ich habe dafür eigentlich nur ein müdes Lächeln und ein paar relativierende Erklärungen übrig, aber irgendwie... man kommt schon ein bisschen ins Grübeln. ( ;
Aber das ist eine andere Geschichte...

Montag, 27. Oktober 2008

5 Wochen!

Mittlerweile bin ich schon mehr als 5 Wochen hier - unglaublich! Die Zeit vergeht hier wie im Flug. Ich vermute, dass es unter anderem daran liegt, dass man so wenig Zeit für sich hat. Man muss sich den ganzen Tag in einer festen Gemeinschaft aufhalten und selbst wenn man nichts zu tun hat, muss man anwesend und für die anderen präsent sein. Nach Feierabend ist man dann meistens im Coworker-Raum mit den anderen Coworkern oder man guckt einen Film oder surft im Internet. Die kostbare Zeit mit Rumgammeln zu vergeuden, kommt nicht in Frage. Dasselbe gilt für die freien Tage, wo man dann gerne irgendwo anders hinfahren will. Und so vergeht die Zeit hier ganz schön schnell! Wenn das so weitergeht, sind die 11 Monate bestimmt schnell vergangen.

Coworker-Raum

Heute mal ein paar Worte über das Coworker-Dasein hier im Camphill: Ohne nachgezählt zu haben, schätze ich die Anzahl der Coworker auf ca. 20. Das ist eine ganze Menge. Ich glaube, es sind größtenteils Mädchen, was mich etwas verwundert hat (da die meisten Jungs ja ihren Ersatzzivildienst hier machen). Einen Teil der Coworker trifft man abends immer im Coworkerraum. Dort gibts einen Kühlschrank mit vom Camphill bezahlten Snacks und Getränken, einen PC mit Internetanschluss, einen Fernseher, einen Tischkicker, gemütliche Sofas und zahlreiche schlechte englische Romane. ( ;
Es gab sogar mal ein Coworker-Auto, allerdings wurde das zweimal zu Schrott gefahren und seitdem sind die Versicherungskosten so hoch, dass das Camphill dies nicht mehr erlaubt.
Achja, und es gibt WLAN, weshalb es absolut die richtige Entscheidung war, ein Notebook mitzunehmen (merkt Euch das, zukünftige Coworker!).



Da wir hier soviele Coworker sind, ist das schon eine richtige Gemeinschaft und nicht nur eine Handvoll zusammengewürfelte Leute. In der Regel wird Englisch gesprochen, damit die vielen Deutschen nicht die wenigen Coworker aus anderen Ländern (v.a. Ungarn, Brasilien) ausschließen. Aber das gelingt nicht immer und das eine oder andere Gespräch rutscht ins Deutsche ab.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass das Gesprächs-Niveau in Englisch niedriger ist und man die Leute nicht so gut kennenlernt. Deswegen spreche ich mit den Personen, die mich interessieren immer noch gerne in Deutsch (schließlich redet man hier ja den ganzen Rest des Tages nur Englisch).
Mit einigen Coworkern hier verstehe ich mich echt gut und wenn wir nicht alle so viel und lang arbeiten müssten, wäre das hier ein bisschen wie ein cooles Ferienlager. :D

Der Kühlschrank im Coworker-Raum.

Alle zwei Wochen gehts wie gesagt mit einem vom Camphill bezahlten Taxi nach Stirling. Manchmal wird hier aber auch so am Wochenende gefeiert. So oder so muss ich aber am nächsten Tag arbeiten, was manchmal schon etwas hart ist. / ;


Jaja, die Arbeitszeiten... man arbeitet den ganzen Tag. Und jede Stunde, die man danach noch mit Freizeit füllen will, ist eine Stunde, die man weniger schläft. So muss man halt seinen idealen Weg finden. Mein Wochenablauf ist dafür - glücklicherweise - perfekt. Am Montag muss ich den ganzen Tag arbeiten, kann aber schon auf den Dienstag schauen, an welchem ich Kochtag habe, was sehr entspannt ist. Am Dienstag Nachmittag muss ich wieder arbeiten, kann mich aber schon auf Mittwoch Vormittag freuen, wo ich frei habe. Mittwoch Nachmittag habe ich dann den freien Tag am Donnerstag vor mir. Freitag ist meistens Putztag und außerdem gibt es da viele Meetings und Besprechungen. Danach ist entspanntes Wochenende (=länger schlafen und Ausflüge usw.). So komme ich ganz gut durch die Woche und hab nie das Gefühl, ich müsste früh ins Bett gehen um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein. ^^
(Übrigens: Der Kochtag, bei dem ich auf Grund meiner begrenzten Kocherfahrung ein bisschen Bedenken hatte, macht mittlerweile richtig Spaß. Ich koche mit meiner neuen Coworker-Kollegin Katja zusammen (da wir beide dachten, dass wir nicht kochen können, wurde unser Kochtag zusammengelegt). Wie sich herausstellte, können wir das allerdings beide recht gut und bis jetzt fand ich unser Essen hier immer am Leckersten!)
Ab und zu kommt es vor, dass ich während der Arbeit wenn nichts zu tun ist mal kurz ein Nickerchen mache. Oder aber ich nehme mein Notizbuch und schalte die durchgeknallte Umwelt mal kurz ein bisschen aus und versuche ein paar Filmideen zu entwickeln. Und in der letzten Woche hat dies angefangen, langsam richtig gut zu klappen und ich hatte ein paar gute Ideen. Deswegen habe ich Hoffnung, dass ich die Fähigkeit entwickle, 1. die kostbare mir zur Verfügung stehende Freizeit wirklich "effektiv" zu nutzen und 2. die kurzen Momente der Freizeit während der Arbeit (=wenn es nichts zu tun gibt) ebenfalls besser zu nutzen, z.b. schreibend, lesend, schlafend. ( ;

Wo wir gerade von Schlafen sprechen. Dies ist unser Zimmer... oder eher gesagt, dies WAR unser Zimmer! Es sieht jetzt komplett anders und viel besser aus, aber darüber werde ich das nächste mal berichten. Hier nur ein kleiner Hinweis als Bild:

Freitag, 17. Oktober 2008

Glasgow

Bis jetzt waren alle Einträge eher eine Zusammenfassung. Heute mal ein "echter" Blog-Eintrag.

Gestern waren Orphea und ich in Glasgow. Eigentlich wollten wir nach Edinburgh, da wir aber den Zug verpassten, haben wir uns spontan für Glasgow entschieden (macht was Fahrzeit und -preis angeht keinen Unterschied).

Wir waren sehr positiv von der Stadt überrascht. Ok, das Wetter war auch wirklich fabelhaft, aber trotzdem. Es gab viele tolle Geschäfte (z.B. der "Badekugel"-Laden LUSH, der zu Orfis Lieblingsläden in Hamburg gehörte). Oben ein Foto aus einem Bonbon-Geschäft.
Nachdem wir endlos durch die Fußgängerzone gezogen sind, gingen wir in ein Restaurant namens "PastaHut" (ja, es gehört zu PizzaHut). Dort gab es für wenig Geld ein Pizza- und Salatbuffet. Pasta gabs nur wenig. Aber egal... jedenfalls saßen wir da und dann kam ein Araber mit einer Zeitung herein und legte sie auf unseren Tisch und murmelte mir etwas zu. Ich dachte, er will sie mir verkaufen, sagte "No, thanks..." und schaute wieder weg. Doch er bliebt ein paar Sekunden zu lange, unnatürlich lang, stehen und ich sagte noch ein paar Mal "No, thank you...". Dann kam die Kellnerin und schmiss ihn raus. Wenige Sekunden später schwirrte ein riesiges "NEEEEEIIINNN!!!" durch meinen Kopf und Orphea und ich rannten panisch aus dem Laden. Ich versuchte den Araber zu verfolgen, rannte verwirrt durch die umliegenden Strassen, es waren aber überall so viele Leute (die alle aussahen wie Araber mit Zeitungen), dass er wohl schon schnell über alle Berge war.

Um die Geschichte aufzulösen: Orpheas Portmonaie lag auf dem Tisch und der Typ hat seine Zeitung darüber gehalten und währenddessen das Portmonaie mitgehen lassen. ) ;
Ein mieser neuer Trick, der hier laut Kellnerin öfter vorkommt. Glücklicherweise waren nur 20 Pfund, ein Ausweis und ein paar ohnehin gesperrte Kredit- und EC-Karten darin. Es hätte VIEL schlimmer kommen können. Wir fühlten uns trotzdem verarscht.


Nunja, war trotzdem ein toller Tag!
Am Tag zuvor gab es noch ein wichtiges Ereignis: Orphea ist zum Baumarkt gefahren und hat Farbe für unser Zimmer gekauft und gleich angefangen zu streichen.
Das Ergebnis werde ich hier hoffentlich bald präsentieren können, bin aufgeregt!


Im Dezember fliege ich nach Hause. ( ;